Virtual Reality – Eine Technik, die neue Dimensionen des Erlebens mit sich bringt. Ich durfte selbst an einem VR-Workshop teilnehmen und in neue Welten eintauchen. Es wirkt surreal und überwältigend. Auf der einen Seite möchte man sich dieser Technik nicht hingeben und im gleichen Moment wird man schon in ihren Bann gezogen.
Virtual Reality als Seminartool – weniger Distanz
Nach einer kurzen Einführung setzten alle Teilnehmer:innen die VR-Brille auf und das Erleben der neuen Welt ging los. Wir befanden uns in einem riesigen Wohnzimmer, mit verschiedenen Stationen, inmitten eines Gebirges mit schneebedeckten Bergen. Sicherlich eine Location, die für ein einfaches Meeting nicht so leicht zu bekommen oder zu erreichen wäre. Durch intuitives Greifen und die natürliche Kommunikation über ein Headset, fühlte es sich schnell wie ein Präsenzworkshop an. Alle Teilnehmer:innen wurden durch einen Avatar dargestellt. Die Stimmung war ausgelassen, da alle von dem Erlebnis überwältigt waren. Die oft bekannte, nicht nur räumliche, Distanz zwischen Teilnehmer:innen und Referent:innen, wurde durch die Technik direkt aufgehoben. Ein skurriles Gefühl der Verbundenheit, lediglich ausgelöst durch die Nutzung der Virtual Reality.
Virtual Reality oder kurz "VR"
wird als die Technologie bezeichnet, die das neue Computerzeitalter einläutet. Durch das Aufsetzen einer VR-Brille verschwindet der Bildschirm vor einem und man ist 360° umgeben von einer neuen Welt. Es werden nicht nur Ausschnitte einer Szenerie generiert, sondern durch natürliche Kopfbewegungen zur Seite, nach oben und nach unten können wir die schöne neue Welt in ihrer Gänze sehen.
Unsere Trainerin führte uns durch verschiedene Räume, die individuell veränderbar sind. Jeweils perfekt angepasst auf die geforderten Inhalte der Gruppe. In einen Raum war ein Whiteboard zu sehen mit diversen Karteikarten. Diese konnten wir greifen und an der Wand anbringen. Es war interaktiv und alle Teilnehmer:innen wurde eingebunden. Ein anderer Raum, mitten in New York, zeigte ein überdimensional großes Gehirn in 3D. Uns wurde berichtet, dass Ärzteteams bereits mit VR arbeiten, um solche Darstellungen nutzen zu können. Röntgenbilder, Vorbereitungen auf Operationen und Schulungen bekommen dadurch eine komplett neue Dimension.
Immersion
beschreibt das „Eintauchen“ in die neue Welt – in die neue Realität. Aufwendig programmierte Spiele, Filme und Räume schaffen das Gefühl der realen Wahrnehmung. Daher werden die Anwendungen bei einer VR-Brille oft nicht mehr nur als Spiel, Film oder Raum bezeichnet, sondern als Erfahrung. Welche Möglichkeiten die Technologie für verschiedene Bereiche bietet ist noch nicht ermessbar, geschweige denn ausgereizt.
Schnell wurde klar, dass diese Räume alle möglichen Inhalte präsentieren könnten. So könnte man Schüler:innen die Wüstenwinde der Sahara nicht nur im Buch erklären, sondern man könnte mit ihnen nach Afrika reisen, um sie selbst zu erleben.
Virtual Reality - mehr als nur eine Erfahrung
Virtual Reality greift auf einer tieferen Ebene auf die Gefühle und das Empfinden der Teilnehmer:innen zu. Geht man beispielsweise in VR nach „draußen“, so denkt man, die Sonnenstrahlen oder den Wind tatsächlich „spüren“ zu können. Das Gehirn erinnert sich an tatsächliche Erlebnisse und ergänzt das VR-Erlebnis durch frühere sensorische Eindrücke.
Eine Studie zu Virtual Reality fand heraus, dass die Replizierbarkeit von Inhalten durch VR um ein Vielfaches besser ist, im Vergleich zu zweidimensionalen Online-Seminaren. Dieser Fakt ist finde ich nicht überraschend. Dieselbe Studie stellt aber auch heraus, dass sich Teilnehmer:innen eines VR-Workshops um ein Vielfaches besser an die Inhalte erinnern, als Teilnehmer:innen eines "echten" Präsenzworkshops.
Stärken von VR als Seminartool:
- Absolut mitreißendes Erlebnis.
- Distanz zw. Teilnehmern und Referent nimmt ab.
- Unendliche Gestaltungsmöglichkeiten.
- Reales Erleben.
VR in den falschen Händen – oder in genau den richtigen?
Ergebnisse wie diese steigern natürlich auch das Interesse der Wirtschaft enorm. So wurde 2014 die bis dahin führende Marke für VR-Brillen (Oculus) von Facebook für 2,3 Mrd. USD aufgekauft. Welche Interessen Facebook damit verfolgen wird, wurde in einem Statement von Mark Zuckerberg leider nicht preisgegeben.
Unsere Trainerin nutzte in einigen Räumen ein simples schwarzes Notizbuch, um die Agenda des Workshops und andere organisatorische Aspekte darzustellen. Sie berichtete uns, dass einige der Teilnehmer:innen sich im Nachhinein ein Notizbuch mit ähnlichem Design kauften. Als Versuch verwendete sie in späteren Seminaren ein Notizbuch mit einem Blumenmuster. Daraufhin berichteten Teilnehmer:innen ihr, dass sie sich ein Notizbuch angeschafften hatten, welches ein sehr ähnliches Blumendesign aufwies, wie jenes aus dem VR-Workshop.
Schwächen von VR als Seminartool:
- Sehr gute Internetverbindung nötig.
- Technikaffinität ist vorausgesetzt.
- Fantasie und Offenheit neuen Technologien gegenüber erforderlich.
- Hoher Kostenaufwand.
- mögliche Unverträglichkeit bei Teilnehmern (Seekrankheit).
- Prägende Wirkung kann positiv und negativ sein.
Wer solche Geschichten hört, erkennt schnell welche Möglichkeiten VR für kommerzielle Zwecke birgt. Durch die Tiefenwirkung der VR-Brille ist man möglichen Manipulationen ausgesetzt, ohne es bewusst zu merken. Der Unterschied zwischen Wirklichkeit und virtueller Wirklichkeit verschwimmt so stark, dass der Mensch keine klaren Grenzen mehr ziehen kann, physisch wie psychisch. Daneben kann man mit VR-Brillen auch Informationen in Echtzeit sammeln. Welcher Nutzende hat wie viele Bruchteile einer Sekunde auf welches Produkt geschaut etc.
Neben diesen negativ anmutenden Beispielen, gibt es aber viele positive, zum Beispiel, medizinische Anwendungen. An der Uniklinik Düsseldorf werden im Rahmen eines Forschungsprojekts VR-Brillen bei halbseitig gelähmten Schlaganfallpatienten eingesetzt. Ganz popularwissenschaftlich ausgedrückt passiert dabei Verblüffendes: Während die Patient:innen im "normalen" Leben die gelähmte Seite gar nicht nutzen können, wird diese gelähmte Seite von ihnen beim Lösen von Aufgaben in VR verwendet. Die Forschung versucht natürlich dies für zukünftige Rehabilitationsmaßnahmen nutzbar zu machen.
Was kostet das besondere Seminarerlebnis durch VR?
Fernab von diesen Anwendungsbeispielen muss ich natürlich noch die Frage klären, ob wir demnächst Virtual-Reality-Audinare anbieten werden. Fakt ist, VR ist momentan noch sehr kostenaufwendig:
VR Brille – ca. 800€ (abhängig vom Modell)
Versand der VR-Brille zu den Teilnehmer:innen – ca. 90€ pro Brille
Lizenzen des Programms, indem die VR läuft – ca. 150-500€ pro Lizenz pro Monat (1 Lizenz = 1 Teilnehmer)
Dazu kommt natürlich der Entwicklungsaufwand um ein sinnvolles Seminar für Internal Audit in VR zu gestalten.
Fazit – VR ein Traum oder Trauma?
Virtual Reality bietet innovative Möglichkeiten des Lernens und des Lehrens - Inhalte können erlebbar gemacht werden. Die Replizierbarkeit ist gesteigert und das gesamte VR-Erlebnis ist prägend. Eine überwältigende Methodenvielfalt, die mit ausreichend Fantasie und Technikaffinität alles möglich macht. „Alles möglich macht“ bedeutet in diesem Zusammenhang jedoch auch unbewusste Manipulation und Bedürfnisschürfung. Wie und welche Daten gesammelt werden und wofür diese genutzt werden, entzieht sich dem Nutzenden weitestgehend. Dessen muss man sich bewusst sein und es bedarf vielleicht noch einiger gesetzlicher und technologischer Anpassungen in den kommenden Jahren.
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